Es geht um Fossilien und Fälschung, Glauben und Wissenschaft und – Mord. Mittendrin steht die 14-jährige Faith, die das Unheimliche auf klären und als Mädchen forschen will. Ausgezeichnet als Costa Book of the Year 2015! mehr >>
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Frances Hardinge, in Kent geboren und aufgewachsen, studierte Englisch an der Universität Oxford. Ihre Schriftstellerkarriere begann, als sie den Schreibwettbewerb eines Kurzgeschichtenmagazins gewann. 2005 erschien ihr erster,
Foto: privat
Alexandra Ernst
Übersetzer:in
Alexandra Ernst, geboren 1965 in Wiesbaden, studierte Literaturwissenschaft und war als Presse- und Werbeleiterin in einem Verlag tätig. Seit 2000 arbeitet sie als Übersetzerin von historischen Romanen, Fantasy und Jugendliteratur. Hierfür wurde sie u.
Mit einem Jugendbuch hat vor Frances Hardinge zuletzt nur Philip Pullman den Hauptpreis des Costa Book Award gewonnen.
Ihr Vater, der Reverend Sunderly soll ein Betrüger und Schwindler sein? Das kann Faith nicht glauben, die ihn verehrt und die gleiche naturwissenschaftliche Neugier hat wie er. Doch seitdem die Familie fluchtartig Kent verlassen hat und auf diese Insel gekommen ist, wo ihr Vater an einer Grabung teilnehmen will, ereignet sich ein dubioser Unfall nach dem anderen bis – ihr Vater tot aufgefunden wird. Mord! Faith wird es beweisen
und gräbt sich in die Unterlagen ihres Vaters, um eine unheimliche Entdeckung zu machen …
Es geht um Fossilien und Fälschung, Glauben und Wissenschaft und – Mord.
Mittendrin steht die 14-jährige Faith, die das Unheimliche auf klären
und als Mädchen forschen will.
Umschlaggestaltung von James Fraser, mit Lesebändchen
1. Auflage 2017
Gebunden mit SU
440 Seiten
Format: 22 x 14.7 cm
ISBN 978-3-7725-2798-2
Verlag Freies Geistesleben
Auch als eBook erhältlich in allen bekannten eBook-Shops
Original Titel: The Lie Tree
Original Verlag: Macmillan Children's Books, London
Original Sprache: Englisch
Der Lügenbaum Ich wusste überhaupt nicht, was mich in dieser Geschichte erwarten wird und das sind oft die...
Alexandra schrieb am
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Ich wusste überhaupt nicht, was mich in dieser Geschichte erwarten wird und das sind oft die besten Voraussetzungen!
Die Progatonistin Faith ist 14 Jahre alt und die Tochter von Reverend Erasmus Sunderley, der sich neben seiner Eigeschaft als Pfarrer für die Archäologie und Naturwissenschaften interessiert. Auch Faith ist neugierig und liest sich durch die Bibliothek ihres Vaters, doch jeder Wunsch nach Anerkennung von seiner Seite wird schon im Keim erstickt.
Faith wächst in einer Familie bzw. Gesellschaft auf, in der eine Frau weder klug sein soll, noch sich in irgendeiner Form hervortun darf außer liebreizendem Aussehen, vorbildlicher Tugend und geschickter Haushaltsführung. Schon von klein auf lernt sie, vor allem von ihrer Mutter, das Augenmerk auf den äußeren Schein zu legen, sich anzupassen und nie so zu zeigen, wie sie wirklich ist.
Durch die erfahrene Zurückweisung, wenn sie es wagt ihr Wissen preiszugeben, hat sie gelernt, sich anzupassen, sich "dumm" zu stellen, denn erst dann wird sie ernst- bzw. wahrgenommen.
Ein sehr trauriges Bild, dass sehr eindringlich dargestellt wird und mich sehr berührt hat.
Faith bewundert ihren Vater und es schmerzt sie immens, dass seine Aufmerksamkeit immer über sie hinweggeht und nur an ihrem 6jährigen Bruder haftet - dem männlichen Nachkommen, dem jeder Weg offensteht und auf dem alle Hoffnung ruht, die Forschungen des Vaters fortzusetzen.
Doch ihre "Flucht" aus ihrer Heimat Kent nach Vane Island hat Gründe, die Faith an allem zweifeln lassen. Ein Gerücht verbreitet sich und folgt ihnen auf die Insel, das alles in Frage stellt, woran das junge Mädchen bisher geglaubt hat.
Der Schreibstil, mit dem die Autorin mich hier absolut überzeugt hat, ist für das vorgeschlagene Alter schon etwas anspruchsvoll und für mich eine perfekte Mischung, um die bedrückende Atmosphäre widerzugeben. Der ernste Grundton, der immer mitschwingt, die anschauliche Erzählweise mit vielen treffenden Metaphern und der perfekte Aufbau haben mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.
Auch wenn der im Klappentext angekündigte Mord erst recht spät passiert und auch das Geheimnis um den Lügenbaum auf sich warten lässt, war ich fasziniert und berührt von der tragischen Figur von Faith - ihr verzweifelter Wunsch nach Liebe, nach Anerkennung, einfach "gesehen und angenommen" zu werden fühlte sich so echt an, grade weil die Autorin diesen Charakter mit allem ausgestattet hat, was ein Mensch mit sich trägt: Zweifel, Trotz, Angst, Trauer, und Wut. Vor allem lässt sie Faith authentisch denken, fühlen und handeln, was nicht immer positive Eigenschaften zum Vorschein bringt, was sie aber umso glaubwürdiger macht.
Obwohl Faith gelernt hat, mit ihrer Situation zu leben, kann sie sich innerlich nicht wirklich damit abfinden und entwickelt schließlich Mechanismen, die es ihr ermöglichen, sich durchzusetzen. Natürlich heimlich und mit vielen, ja, böswilligen Zwecken - aus ihrer Ohnmacht heraus, endlich aus dem Gefühl der Hilflosigkeit auszubrechen.
Die Geschichte konzentriert sich auf Faith, ihre Familie und einige Bewohner der Insel, die mit den Ereignissen in Zusammenhang stehen. Vor allem auch auf die Gerüchte, wie schnell sie sich verbreiten und wie schnell die Menschen annehmen, was sie hören - ganz gleich ob es wahr ist oder nicht, es wird einfach geglaubt und weitergegeben, ohne zu zweifeln oder in Frage zu stellen. Ein Phänomen dass ich leider immer noch viel zu oft beobachte.
Aber auch diese gezwungene Bereitschaft zu "schwindeln", um angepasst zu sein, um sich nicht zu blamieren, dazuzugehören - aus Scham oder auch zum Schutz, vor allem aus Angst vor Zurückweisung und dem unguten Gefühl, nicht verstanden und angenommen zu werden.
Als für Faith schließlich zusammenfällt, woran sie sich immer geklammert hat, lässt sie alles los um danach greifen zu können, was ihr endlich die tatsächliche Wahrheit näher bringt und der Geschichte schließlich auch einen Krimi-Charakter und einen mystischen Anteil verleiht.
Genial fand ich auch dass ich nie wirklich wusste, wohin es führt welches Ende es nimmt. Ebenso die dichte Atmosphäre, die gut gezeichneten Figuren, die alle im Netz von Lügen gefangen sind und der für mich grandiose Stil, mit dem die Autorin mich gepackt hat.
Ein bisschen hat es mich an die ebenfalls unterschätzte Flavia aus der Reihe von Alan Bradley erinnert, wie auch an Lady Trent in ihren Anfängen aus der Reihe von Marie Brennan. Auch wenn man es mit damit nicht vergleichen kann.
Mich hat diese Geschichte jedenfalls total fasziniert und begeistert durch ihre Andersartigkeit und den treffenden, tiefgründigen Hinterfragen von Sein und Schein.