Der silberne Zweig
Die Rückkehr des Adlers der Neunten Legion
Spannende Handlung, differenziert gezeichnete Charaktere, feine, prägnante Landschaftsbeschreibungen und kleine Szenen, die in symbolischer Dichte Zukünftiges andeuten – das zeichnet Rosemary Sutcliffs Roman Der silberne Zweig aus. mehr >>
Verlag Freies Geistesleben
Spannende Handlung, differenziert gezeichnete Charaktere, feine, prägnante Landschaftsbeschreibungen und kleine Szenen, die in symbolischer Dichte Zukünftiges andeuten – das zeichnet Rosemary Sutcliffs Roman Der silberne Zweig aus. Ein Lesegenuss für alle, die einen Sinn für Geschichte haben.
Als Justin und Flavius, zwei junge römische Offiziere, zufällig eine Verschwörung zum Sturz des Kaisers Carausius von Britannien aufdecken, werden sie in einen verzweifelten Machtkampf verwickelt. Gleichzeitig wird Roms Einfluss schwächer und Gewalt und Intrigen unterminieren seine Herrschaft. Ihre Treue zum Kaiser hat für Justin und Flavius eine Reihe von Abenteuern zur Folge, die sie quer durch England führen. Unter der Standarte der verschwundenen Neunten Legion, dem flügellosen Adler, sammeln sie eine Truppe von Getreuen, um die Ehre Roms zu verteidigen.
In diesem zweiten Band ihrer Trilogie über Britannien unter römischer Herrschaft, die mit dem furiosen Anfang Der Adler der Neunten Legion beginnt und mit Die Laternenträger ausklingt, bringt Rosemary Sutcliff wieder alle Talente zur Entfaltung, die ihre Erzählkunst so unverwechselbar machen.
»Der junge Mann stand auf dem Vordeck der Galeere und schaute der sich immer deutlicher abzeichnenden Festung erwartungsvoll entgegen; seine Gedanken schweiften hin und her zwischen dem, was ihn hier in Zukunft erwarten würde, und zurück zu dem Gespräch, das er mit Licinius, seinem Kohortenführer vor drei Monaten am anderen Ende des Reiches geführt hatte. Das war an dem Abend gewesen, als er seine Versetzung mitgeteilt bekam. ›Du kennst Britannien wohl noch nicht?‹, hatte Licinius gesagt. Justin hatte den Kopf geschüttelt und leicht stotternd – das konnte er nie ganz ablegen – erwidert: ›N-nein. Mein Großvater ist dort geboren und aufgewachsen, aber nachdem er seinen Abschied von den Adlern genommen hatte, ließ er sich in Nicea nieder.‹ ›Da wirst du ja gespannt darauf sein, die Provinz selber kennen zu lernen.‹ ›Ja, nur hatte ich kaum erwartet, mit den Adlern dorthin geschickt zu werden.‹ Er konnte sich lebhaft an diese Szene erinnern. Deutlich sah er vor sich, wie Licinius ihn im Schein des krokusfarbenen Lichtes der Lampe auf seinem Tisch prüfend angeschaut hatte; auch das Muster, das die hölzernen Schriftrollen in den Regalen bildeten, sah er und den feinen, zu kleinen Kränzchen zusammen geblasenen Sand in den Ecken der Lehmwände des Raumes; er konnte sich auch an das ferne, gedämpfte Lachen, das vom Lager herüberkam, erinnern und an das Heulen der Schakale von irgendwo, und auch an Licinius’ trockene Bemerkung. ›Aber du hast nicht gewusst, dass wir mit Britannien oder vielmehr mit dem Mann, der sich selbst zum Kaiser von Britannien ernannt hat, auf gutem Fuß stehen?‹«