Die Chimären
und andere Gedichte
Die zweisprachige Ausgabe der Gedichte Nervals darf ohne Weiteres eine Pioniertat genannt werden. Mit Sorgfalt ist hier übersetzt worden. Den Zyklus Chimären hat Krüger gleich zweimal übertragen. mehr >>
Verlag Freies Geistesleben
»Die zweisprachige Ausgabe der Gedichte Nervals darf ohne Weiteres eine Pioniertat genannt werden. Mit Sorgfalt ist hier übersetzt worden. Den Zyklus Chimären hat Krüger gleich zweimal übertragen. Einmal in einer ungereimten Form, das andere Mal in einer Nachdichtung in Reimen.«
Peer de Smit
Gérard de Nerval zählte man im 19. Jahrhundert zu den kleineren Romantikern. Seine Modernität wurde erst im 20. Jahrhundert entdeckt und gewürdigt. Die Symbolisten und Surrealisten sahen in ihm ihren Vorläufer. Heute gilt er – mit seinen Chimären – neben Baudelaire als Mitbegründer der modernen Lyrik.
»El Desdichado
Ich bin der Dunkle, – der Witwer, – ohne Trost,
Der Fürst von Aquitanien mit zerstörtem Turm:
Mein einziger Stern ist tot, – und meine sterngeprägte
Trägt die schwarze Sonne der Melancholie.
In Grabesnacht hast du mich einst getröstet,
Gib wieder mir den Posilip, Italiens Meer,
Die Blume auch, die mein betrübtes Herz erfreute,
Die Laube, wo der Weinstock sich zur Rose fügt.
Bin ich Amor oder Phoebus? … Lusignan, Biron?
Mir ist die Stirn noch rot vom Kuss der Königin;
Ich träumte in der Grotte, wo die Sirene schwimmt …
Und zweimal hab ich siegend den Acheron gekreuzt:
Wechselnd, von Mal zu Mal, auf Orpheus’ Leier
Die Seufzer der Heiligen und den Schrei der Fee.«
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