Tonke Dragt, die erfolgreiche niederländische Kinder- und Jugendbuchautorin sowie -Illustratorin ist tot. Sie verstarb am 12. Juli in ihrer Heimatstadt Den Haag (Niederlanden). Mit ihren ausgesprochen fantasiereichen Geschichten und Collagen entführte sie ihre begeisterten Leser:innen stets in fremde Welten jenseits von Raum und Zeit.
1930 in Jakarta (ehemals Batavia, Indonesien) geboren, begann Tonke Dragt bereits als Jugendliche im Internierungslager – während der japanischen Besatzung ihrer Heimat – Geschichten zu erzählen, aufzuschreiben und ihre eigenen Bücher herzustellen. Nach dem Krieg zog sie mit ihrer Familie in die Niederlande, studierte nach dem Schulabschluss an der Königlichen Kunstakademie in Den Haag und war zunächst als Kunstlehrerin an einem Gymnasium tätig.
Ihr erstes Kinderbuch ›De goudsmid en de meesterdief‹ veröffentlichte Tonke Dragt 1961 (dt. ›Der Goldschmied und der Dieb‹, Verlag Freies Geistesleben 1986), viele weitere folgten, für die sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhielt. ›Der Brief für den König‹ (1962 unter ›De brief voor de koning‹ im Original erschienen) wurde zu ihrem erfolgreichsten Roman. Er wurde in 34 Sprachen übersetzt, verfilmt und schließlich in enger Zusammenarbeit mit der Autorin als Serie für Netflix adaptiert.
Der Verlag Freies Geistesleben war und ist die deutschsprachige Heimat Tonke Dragts. Neben ›Der Goldschmied und der Dieb‹ erschienen hier die Titel ›Das Geheimnis des Uhrmachers‹ (1992), ›Turmhoch und meilenweit. Ein Zukunftsroman‹ (1995), ›Tigeraugen. Ein Zukunftsroman‹ (1997), ›Der Roboter vom Flohmarkt/Route Z‹ (1997), ›Meere von Zeit. Auf der anderen Seite der Tür‹ (1999), ›Der blaue Mondstein‹ (2005), ›Was niemand weiß‹ (2008, gemeinsam mit Annemarie van Haeringen), ›Weit von hier ganz nah bei uns‹ (2010) und zuletzt ›Die Türme des Februar. Ein (zur Zeit noch) anonymes Tagebuch‹ (2021).
Tonke Dragt verstarb inmitten ihrer geliebten Bücher und Collagen. Ihr Vermächtnis wird von der Tiger Foundation verwaltet, deren Vorstand von der Künstlerin selbst ausgewählt wurde. Auf diese Weise wird ihr Werk lebendig bleiben und den Leser:innen vieler zukünftiger Generationen zur Verfügung stehen.